Endlich geht's wieder los. Bereits Tage zuvor hatten wir - unabhängig voneinander - Gelegenheit sehenswerte Strukturen in Schauern und Gewittern und sogar einzelne Blitze bei Nacht fotografisch festzuhalten. Am Samstag, dem 29.04.2023 warteten wir ab den frühen Mittagsstunden in Erwartung einzelner fotogener Schauer bei vielversprechenden Grundvoraussetzungen (leidlich vorhandene Energie, Windscherung und Feuchtigkeit) zum ersten Mal gemeinsam - wie wir es so häufig tun - an der Kapelle in Söllhuben mit Blick über Rosenheim nach Westen.
Das Warten fiel dann überraschend kurz aus, da sich direkt bei unserer Ankunft dieser Anblick bot:
(Bei den Zeitraffern handelt es sich um Verlinkungen zu YouTube)
Nachdem die erste - durchaus sehenswerte - Schauerlinie unter mehrmaligem überraschendem Grollen abgezogen war, quoll bereits direkt vor uns eine zweite Linie in den Himmel. Bei der Dynamik, die diese entwickelte, sowie den Eisschirmen, die bald über uns hinweg zogen, gingen wir hier auch davon aus, dass sich der eine oder andere Blitz entladen würde. Dies war erstaunlicherweise aber nicht der Fall. Da sich die Linie in nahezu klarem Himmel entwickelte, sind die Bilder trotzdem schick:
Da die sich nähernden Zellen immer mehr Druck aus nördlicher Richtung bekamen und sich daher auf südöstliche anstatt östliche Zugbahn begaben, verlagerten wir nach Durchzug der obigen Linie unseren Standort, um mehr Sicht in Richtung Alpen zu erlangen.
Tatsächlich bildete sich in der Mangfall-Region in den frühen Abendstunden noch ein weiteres schwaches Gewitter, welches in Richtung Berchtesgadener Land abzog. Wir trauten unseren Augen kaum, als dieses schwache Gewitter südlich von Rosenheim einen recht ausgeprägten, aber kurzlebigen, Funnel (Trichterwolke, durch Kondensation sichtbarer Teil einer rotierenden Luftsäule, Vorstufe zum Tornado) ausbildete. Im Zeitraffer "Funnel" ist die Rotation im Hintergrund deutlich erkennbar:
In den späteren Abendstunden näherte sich aus Westen nur noch ein kleineres, aber intensives, Regengebiet. Dieses wollten wir von Niederndorferberg abpassen - es sollte das südliche Kufstein überqueren. In Kombination mit der untergehenden Sonne versprach das noch lohnende Bilder.
Gesagt, getan - die Kameras in Position stellte sich heraus, dass das Gewitter, welches zuvor den Funnel ausgebildet hatte, über dem Kaisergebirge zusammenbrach und im Zuge dessen deutliche Wassermassen zu Boden warf. Der dabei aufziehende Bodennebel rechts im Zeitraffer "VI" lässt auch auf kleinkörnigen Hagel schließen. Kaltes Wasser, Eis und Luft, welche als Gemisch mit großer Geschwindigkeit zu Boden rauschten, sorgte unten angekommen für eine deutliche Abkühlung.
Kalte Luft ist schwerer als warme - da im Tal (Nord - Süd ausgerichtet) dieser Nebelbildung weit wärmerer kanalisierter Nordwind wehte, drückte es diesen sich bildenden Bodennebel vor uns die Talflanke hoch und er zog schlussendlich quer zur Zugrichtung Niederschlag bringender Wolken (resp. Luftmassen) weiter oben. Dieser Nebel ist so lange sichtbar, bis sich in dieser Luftschicht alle Bedingungen ausgeglichen haben und die dominierende Luftmasse mit ihren vorherrschenden Bedingungen wieder die Regie übernimmt.
Das Regengebiet, auf welches wir eigentlich warteten, verstärkte sich zwar noch einmal südlich Kufsteins, war jedoch zu weit weg, um im Zeitraffer deutlich erkennbar zu sein. Insofern nur der Vollständigkeit halber...
Zum Schluss gibt es dann noch den Blick "hinter die Kulissen", für den dieser Blog ja eigentlich gedacht ist... ohne viele Worte:
Der Klassiker mal wieder... ankommen, Kameras aufbauen, Zeitraffer starten, dann VERSUCHEN ein "Picknick" herzurichten... diesen Versuch nach 5 Minuten schon wieder aufgeben, staunend gen Himmel blickend bereits überlegend - wo baue ich jetzt die imaginäre vierte Kamera auf?! ...
Es ist eine Herausforderung einen 10-Stunden-Tag in wenigen Bildern zusammen zu fassen. Es war geil :D
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