Alpines Wärmegewitter zur blauen Stunde am 11.07.2023

Veröffentlicht am 17. Juli 2023 um 01:18

Hallo zusammen! "Blaue Stunde" - holla, jetzt wird es poetisch! Als blaue Stunde wird umgangssprachlich die Zeit der Dämmerung bezeichnet. Ich glaube da gibt es im Meteorologischen offiziell keine wirkliche Definition für. Es handelt sich wohl um eine poetische Umschreibung der Abenddämmerung, welche so zum Beispiel in literarisch-dichterischen Werken zu finden ist. Schlussendlich bezieht es sich auf die Zeit zwischen der abendlich langsam einsetzenden Dämmerung und bis dass die Dunkelheit der Nacht die Regie übernimmt. In dieser Zeit dominiert das blaue Lichtspektrum, wobei es eine andere spektrale Zusammensetzung hat als das Blau bei Tage. Dies ist auf unterschiedliche physikalische Hintergründe zurückzuführen. Das Licht der "Blauen Stunde" wird von Fotografen sehr geschätzt. Stimmen die Grundlagen, so gibt es um diese Zeit verschiedenste und ab und an ganz wundervolle fotografische Stimmungen festzuhalten. Farbenprächtige Sonnenuntergänge, erste funkelnde Sterne, Lichter am Boden ... ja bis hin zu solch fantastisch gebildeten Gewitterwolken, welche wie ein malerisches Kunstwerk zu benannt "Blauer Stunde" am Himmel stehen.

 

Die hier gezeigte malerische Gewitterwolke -sie hat den Status einer Cumulonimbuswolke* erreicht- wurde am frühen Abend über den Gipfeln der Zentralalpen (also durch Orografie gebildet*) in die Höhe gebaut. Wie ein riesiges Luftschiff schipperte sie dann am Alpenhauptkamm entlang gen Ost in die blaue Stunde. Dabei zeigte sie sich im ständigen Wandel. Sie hatte schnell die obersten Stockwerke des Himmels erreicht. Weiter ging es für sie nicht nach oben und so breitete sie sich flächig aus. Sie bekam wortwörtlich von den aller obersten Luftschichten eins auf den Deckel und so gingen kaum noch Quellungen über diesen geformten "Teller" am oberen Rand hinaus. So ist das, erreichen solch explosionsartige Bildungen beim Aufsteigen das Niveau des thermischen Gleichgewichts.

Dort oben (obere Begrenzung der Troposphäre, also bis zur Tropopause) angekommen ist für sie dann Schluss mit dem weiteren Aufstieg. Nun war unten aber weiter und weiter Energie vorhanden und so blieb dieses malerische Kraftwerk fleißig am Laufen.

Man "kochte" im Kraftwerk also fleißigst weiter und drückte explosionsartig "dampfend" - feucht-labile Wolken bildende Luft nach oben. Rechts baute man zwar neue Quellungen an das riesige Luftschiff an, aber grundlegend gilt für's explosive Mutterschiff, wenn oben benannter "Deckel" ein weiteres Aufsteigen verhindert, breitet man sich halt -wie schon benannt- seitwärts aus. Da ganz oben weht zumeist der Höhenwind in irgendeine Richtung, wobei dann die weiter von unten nachströmende Luft selbigem folgt. So entsteht eine Wolkenform, welche an einen Amboss erinnert.

Besonders malerisch unterstützt wird hier nun diese sehr hohe Ambosswolke von der untergehenden Sonne. Da sie so weit hochgestiegen ist, taucht sie lange mit ihren angeleuchteten Spitzen in die blaue Stunde ein. Durch das Licht – und Schattenspiel samt Höhenwind, ständigen Auf -und Abwinden in der Wolke selbst, wirkt nach unten fallender Niederschlag in Form von Eis (Eisfäden, Hagel) wie Schleier. Man kann rechts an den explosiven Quellungen deutlichst das Zentrum -"den angeschürten Heizkessel" des langsam vorbeiziehenden Kraftwerks erkennen. Von da aus geht nach links der benannt bildende Amboss, also weht da oben der Höhenwind in diese Richtung. Die blaue Stunde schreitet dabei weiter voran und die malerischen Kontraste erreichen ihren Höhepunkt.

Gucken wir im Buidl noch einmal genauer hin.

Wie beschrieben war dieses dampfende Kraftwerk weit oben in den oberen Luftschichten angekommen (irgendwo bei 10-15km Höhe), wo sich der erzeugte Aufwind und die Umgebungsluft in der Temperatur angleichen (im Niveau des thermischen Gleichgewichts).

Die Wolke breitete sich also seitlich aus und bildet eine "glatte" (wie ein Teller) Wolkenoberseite. Nun kann es aber passieren, dass unten plötzlich ein - zwei - drei Schippen mehr in der zentralen Basis vom Wolkenkraftwerk angefeuert  werden. Somit wird kurzzeitig der Aufwind deutlich stärker und schießt für kurze Zeit über die Höhe, in der das Temperaturgleichgewicht herrscht, hinaus.

Damit drückt es plötzlich über die "glatt gebügelte" Wolkenoberseite einen "quellenden Buckel" hinaus. Solch überquellenden "Wolkenbuckel", welcher an der Oberseite des Gewitters hinausragt, nennt man dann Overshooting Top.

Die Fotos entstanden beim Abendspaziergang oben am Hausberg auf gut 1150m. Der Blick geht rüber zum "Kaisergebirge" (der Zahme Kaiser). Mittig hinten guckt sogar der "Wilde Kaiser" durch und links im Bild ist das Gebiet der "Wildbichlalm" / "Rettenschöss".

 

Cumulonimbuswolke* ... Abgekürzt unter Insidern Cb = Ausgewachsene und voll ausgebildete Schauer -und Gewitterwolke. 

also durch Orografie gebildet* ... durch erzwungene Hebung bei trocken-stabiler/feucht-labiler Schichtung wie hier durch Bergspitzen der Zentralalpen entstanden. Die Luft steigt bis zum Kondensationsniveau. Dort angekommen steigt die Feucht-labile Luft selbständig weiter und die Gewitterwolke (orografisches Gewitter) entsteht.

Upps, glatt die Farbe vergessen ...

Die gesamten Bilder zum Blogbeitrag unter : Gewitter am Tag

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