... bzw seine vollständige Bezeichnung C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS.
Was ist das denn überhaupt für ein Gerät? - Ein Komet, natürlich. Erfreulicherweise wurde in den Medien ausführlich berichtet, sodass kaum jemandem entgangen sein dürfte, dass dieses kosmische Ereignis statt fand. Daher nur ein kurzer Erklärbärtext dazu - großteils auch zusammen recherchiert, da nicht unser Spezialgebiet.
Kometen sind im Wesentlichen Klumpen aus zusammen gepapptem Eis und Gestein. Daher werden sie auch als "schmutzige Eisklumpen" bezeichnet. Die meisten dieser Himmelskörper stammen aus der Oortschen Wolke (Ansammlung kleiner Objekte), welche sich am Rande des Sonnensystems befinden soll. Soll daher, da dunkle Objekte vor dem dunklen Nachthimmel nicht optisch nachgewiesen werden können. Durch Berechnungen der Flugbahnen entdeckter Kometen, wird lediglich von ihrer Existenz ausgegangen.
Durch den Einfluss anderer Himmelskörper und deren Gravitation kann es dazu kommen, dass einzelne Objekte aus dieser Wolke herausgeschleudert werden und sich auf die Reise ins Innere unseres Sonnensystems bewegen. Unterschreiten sie hierbei einen Abstand von etwa 2AE ("Astronomische Einheit" - 1 AE = mittlerer Abstand der Erde zur Sonne: ca. 150 millionen Km), geraten sie in den Einfluss des Sonnenwindes. Neben Plasma, welches bei uns auf der Erde ab und an für eindrucksvolle Polarlichter sorgt, strahlt die Sonne beständig geladene Teilchen ab. Treffen diese auf einen Kometen, geschieht in etwa das, was mit einem Schneeball auf der Erde passiert, wenn man ihn in die Sonne legt. Flüchtige Substanzen des Kometen werden auf der sonnenzugewandten Seite sublimiert und als Gas abgesondert. Durch den Druck des Sonnenwindes wird dieses Gas und mitgerissene Staubteilchen (Koma) in Richtung der sonnenabgewandten Seite "weggeweht". Hierdurch bildet sich der charakteristische Schweif.
Neben bekannteren Kometen wie dem Halleyschen Kometen, Neowise oder D/1993 F2 (Shoemaker-Levy 9), existieren tausende weitere - mit bloßem Auge sichtbare, wie z.B.
- C/1995 O1 (Hale-Bopp)
- C/1996 B2
- C/2021 A1 Leonard
- C/2022 E3
Die Bezeichnungen den Himmelskörper ergibt sich hier aus der Umlaufzeit um die Sonne, dem Entdeckungsjahr und dem Namen des Entdeckers.
C steht hierbei für die Umlaufzeit größer als 200 Jahre. Bei Umlaufzeiten von weniger als 200 Jahren wird ein P vergeben. Bei Kometen, die nicht mehr existieren oder deren Verbleib unklar ist, wird ein D vergeben; ein X, wenn die Zugbahn nicht bestimmbar ist und ein A, wenn im Nachhinein festgestellt wird, dass es sich bei dem Objekt nicht um einen Kometen, sondern einen Asteroiden handelt.
Am 11.10. sollte Tsuchinshan erstmalig über den Horizont kriechen und dann mehrere Tage mit bloßem Auge sichtbar sein, wobei er am 12.10 bereits die größte Helligkeit erreichen sollte. So positionierten wir uns am 11.10. des Abends an üblicher Beobachtungsstelle bei mir daheim auf dem Rheindamm bei Dinslaken und blickten in Richtung Westen.
Leider versteckte sich Tsuchinshan kurz nach Sonnenuntergang hinter einer kleinen Wolkenbank. Wie in den Folgetagen verhinderten diese einen freien Blick auf den Kometen. Es blieb ein ansehnlicher Sonnenuntergang:
Erst am 14.10. klarte es wieder auf. Kurz vor Sonnenuntergang zogen Restwolken nach Süden ab. Wie schon am 11.10. bestaunten wir einen farbenfrohen Sonnenuntergang. Beinahe eine Stunde später gaben wir bereits die Hoffnung auf den Kometen noch zu Gesicht zu bekommen. Wir gingen schon davon aus, dass er bereits untergegangen sei.
Ganz plötzlich jedoch, nach einem längeren Blick in's Dunkel, stand er relativ hoch am Himmel - wie angeknipst. In der Folge war er noch für mehr als eine Stunde problemlos mit bloßem Auge erkennbar, bevor er im Westen hinter dem Horizont verschwand... auf ein Wiedersehen in etwa 80.000 Jahren...
Die zwei kleinen Bilder habe ich mit einem 600mm- Objektiv an einer Canon EOS R5 aufgenommen. Blende f4, ISO 800, Zeit: 2 sek.
Unten das Ganze im Zeitraffer - welcher trotz suboptimaler Einstellungen ganz ordentlich gelungen ist. Wie immer - falls möglich - am besten in 4K:
Und hier der Blick aus`m alpinen Ländle auf den Kometen Tsuchinshan.
Na ja, der Blick ist gut! Selbiger hat angesichts Wolken, Wolken und nochmals Wolken viele Tage auf sich warten lassen. Ich wollte dieses Himmelsschauspiel fast schon abschreiben. Leider verging so die bestmögliche Beobachtungsphase resp. die Phase, wo Tsuchinshan am deutlichsten über der Region zu beobachten war. Nun war das bedauerlicherweise so, aber trotzdem gab es dann auch für mich im alpinen Ländle noch versöhnliche Buidl zu fotografieren. Wie das bei Fotoverrückten so ist, hat man laaange vorher schon paar Motive im Kopf, welche die Fotos schlussendlich zieren sollen. Somit ergab es der Zufall, dass Tsuchinshan genau bei einem meiner Lieblingsmotive direkt Dahoam Richtung Horizont flog. Das konnte ich sehr frühzeitig über eine App eruieren. Da war die Freude natürlich groß, dass sich solch ein Zusammentreffen ergab. Jetzt war da aber dieses über Tage anhaltende schlechte Beobachtungswetter. Sagte ich schon WOLKEN!?!? Natürlich war die Stimmung bei mir entsprechend schlecht.
Hier mein frühzeitig geplantes Motiv. Die sterbende Esche auf rund 1000m, welche ich auf der Webseite immer wieder in Bildern zeige. Für mich ist sie in jeglicher Hinsicht ein fantastisches Motiv ...
Zwischenzeitlich ein erster zaghafter Versuch, aber immer wieder Wolken, Wolken und nochmals Wolken. Dies war zum Beispiel das einzige Bild mit Kometen an diesen Abend ...
Aber dann war es doch endlich so weit!
An dem Abend war grundlegend kein Komet fotografieren geplant, war doch eigentlich Schlechtwetter angesagt! Tja, wir sind halt das alpinen Ländle und während einer Schlechtwetterfront, gab es urplötzlich ein Föhn gestütztes großes Wolkenfenster. Der Himmel klarte binnen weniger Minuten komplett auf. Guckte ich gerade noch durch die große Fensterfront meiner Wohnung auf einen vollkommen bedeckten Himmel, sah ich nur wenig später durch Zufall aus dem Augenwinkel die ersten Sterne funkeln.
Somit - jetzt oder nie!
Am Motivplatz angekommen - Wie schreibt oben am Anfang vom Beitrag der Erklärbär in seinem Text - der "Gerät".
Und siehe einer guck, da ist das Ding und die Wolken verziehen sich!
Einige Minuten später ...
Ein besonderes Beleuchtungsschmankerl für meine Esche selber war der im Osten (also Komet anguckend mir im Rücken) aufgehende Vollmond. Für die Kometenbeobachtung selber nicht wirklich hilfreich, ja eher sogar kontraproduktiv. Aber für die perfekte Ausleuchtung meines Motivs Esche perfekt. Es war halt der richtige Zeitpunkt gefragt, wo der Mond noch nicht wirklich den Sternenhimmel komplett aus -rep. überleuchtet. Aber mein Motiv Esche ins richtige Licht rückt.
Bei solch beleuchteter Kulisse - da wird schlussendlich die Nacht zum Tag ...
Hier fährt der Bauer vorbei - also der mobile Beleuchtungsassistent ;) ...
So war vom Motiv her ungefähr der lang überlegte und grundlegende Plan ...
Mir gelangen ja sogar noch Buidl von Tsuchinshan über dem Heimatdorf...
Am Ende und rundum - das Projekt Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS wurde hier im alpinen Ländle doch noch ganz zufriedenstellend erfüllt!
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Kommentare
Das Erleben dieses besonderen Ereignisses und das Nacherleben auf diesem lehrreich spannenden, mit klasse Fotos gespickten, blog, war mir eine Freude!
Schee war’s!!!! Toller Bericht!!!
Was will das Fotografenherz mehr. Klasse! Es wird nur immer schwerer solche Ereignisse und Fotos zu tippen. Ich freue mich schon auf das nächste Treffen.