Geigelstein (1808m) - Abschlusstour Frühjahr 2023

Veröffentlicht am 9. Juli 2023 um 22:50

Ein etwas anderer Beginn:

Während ich die ersten Zeilen schreibe und Fotos des heutigen Tages sortiere, läuft im Hintergrund der Film "Backdraft" auf "arte". Keine Sorge, das hier wird kein Werbetext. Worauf ich hinaus will - Musik! - Mehr dazu zum Ende des Beitrages.

Vier Wochen war ich bis jetzt im Süd-Osten Bayerns unterwegs und erst in den letzten 2 Tagen habe ich ein tieferes Gefühl von Urlaub entwickelt. Heute dann der krönende Abschluss. Gestern bei einem abendlichen Bier auf der Wildalm erst geplant - heute umgesetzt: Es sollte auf den Geigelstein (1808m) gehen. Eine Vorhersagekarte bezüglich der Advektion von Saharastaub verhieß zwar einen eher dunstig-trüben Tag, aber den Geigelstein hatte ich schon viele Jahre nicht mehr besucht.

Nach gemütlichem Start in den Tag ging es gegen 11:00 Uhr los. Um etwa 11:30 Uhr war ich am Einstieg in die Tour an der Talstation der alten Bergbahn, die jedoch schon seit Jahren den Betrieb eingestellt hat.

Vom Parkplatz oberhalb von Ettenhausen bei Schleching aus führt ein schmaler Weg in den Wald hinein, welcher sich wenige Meter weiter zum Forstweg verbreitert. Zunächst jedoch wird man beinahe vom frischen Grün verschluckt. In der Folge sind zunächst sonnige Abschnitte rar. Eine dieser wenigen Stellen hatte eine - ich bin kein Zoologe, mutmaße aber, es war eine - Blindschleiche für sich vereinnahmt.

 

Nach etwa 10 Minuten sehr entspannten Gehens im noch kühlen Wald, tritt der flankierende Wald etwas zurück, große Teile der Schotterpiste lagen an diesem Tag in der Sonne. Schnell wurde es (gefühlt) brütend heiß. Man bedenke, dass ich zwei Tage zuvor auf 1200m noch durch Schneefall gestapft bin, insofern war die Umstellung doch recht heftig. Trotz recht kräftigen Föhns bewegte sich die Luft zwischen den Bäumen nur unwesentlich. Nach etwa einer halben Stunde zügigen Anstiegs war der erste Liter Wasser in's nichts verpufft.

Etwa eine halbe Stunde unterhalb des ersten Gipfels des Tages (Weitlahnerkopf 1615m) lichtet sich der Wald endgültig und man tritt auf einen steil abfallenden, grasbewachsenen Hang - während meiner Tour überwiegend saftig grün und blühend. Wenn man ein wenig Glück hat, pfeifen einem dort die Murmeltiere ein Ständchen.

Rechts oberhalb befindet sich dann bereits der Weitlahnerkopf, von wo aus man einen ersten wunderschönen Rundblick auf die Chiemgauer Alpen genießen kann. Markant sind vor allem die Kampenwand im Norden, die (meist) schneebedeckten Gipfel des Berchtesgadener Landes und der Leoganger Steinberge gen Süd-Ost. Einzig der Blick hin Richtung Süd-West bleibt noch vom Geigelstein versperrt.

Auf seiner nördlichen Flanke schwingt sich der Weg in der Folge im weitgehend entspannten Gehgelände mit vereinzelten Steilstellen über Wiesen und durch Latschen hindurch hinauf bis zum Gipfel des Geigelstein, von wo aus einem dann der volle Rundblick geboten wird. Die "schönsten" Bilder des Tages habe ich jedoch auch dort nicht geknipst. Erstmals stehen Wilder- und Zahmer Kaiser in beinahe voller Lebensgröße da und grüßen.

Die Abbrüche am Gipfel in Richtung Nord-Ost sind schon beeindruckend. Wenn man bis an die Kante heran tritt (was auf Grund der bröckeligen Felsstruktur nicht wirklich zu empfehlen ist), zieht es einen optisch förmlich in den Abgrund. Dutzende Meter geht es hier senkrecht hinunter.

Auf der Südseite führt der Weg am Grat entlang steil hinunter. Dessen Beschaffenheit schwankt zwischen lockerem Geröll, bei dem es ständig gilt nicht weg zu rutschen und einem schmalen Pfad durch die Latschen. Dort staut sich die Hitze und dieser Abschnitt ist bei warmer Witterung nicht wirklich angenehm zu gehen. Bergab lässt man ihn jedoch schon nach gut 10 Minuten hinter sich und gelangt auf einen Sattel, von welchem aus man über den "Normalweg" in Richtung Bergstation der ehem. Bahn hinunter wandern kann. Ich wollte es jedoch nicht bei den bisherigen zwei Gipfeln belassen und kraxelte weiter in südlicher Richtung zum Breitenstein (1661m) hinüber. Kraxeln ist hier auch nicht übertrieben, obwohl man bei der Querung nicht sonderlich viele Höhenmeter verliert oder gewinnt. Der Steig ist jedoch sehr schmal, in Teilen zugewachsen, wartet mit einigen wenigen sehr steilen Stellen auf und war - in meinem Fall - auch noch teils mit Altschneefeldern bedeckt.

Nach etwas über der Hälfte der Querung ergibt sich erneut die Möglichkeit in Richtung Bergbahn abzubiegen. Außerdem führt ein Steig hinab in die entgegengesetzte Richtung zur malerisch gelegenen Priener Hüte.

Am Breitenstein blickt man zurück auf den Geigelstein und nördlich davon die Kampenwand.

Am Tag meiner Tour verstärkte sich zu diesem Zeitpunkt der Föhn in der Höhe noch etwas, während der Wind weiter unten schwächelte. Größere Quellwolken lösten sich mehr und mehr auf und auch der Saharastaub, welcher bis dahin das strahlende Blau des Himmels zumindest leicht getrübt hatte, verschwand. Ab dem Passieren des Breitenstein entstanden dann die schönsten Fotos - auch durch die fortgeschrittene Uhrzeit und das aus diesem Grund zunehmend schräg einfallende Licht.

Hinterhalb des Breitenstein wandert man - erneut durch Latschen hindurch - in süd-westlicher Richtung genau auf das Kaisergebirge zu, welches von diesem Zeitpunkt an omnipräsent ist. Auf Grund des eingeschlafenen Windes wurde es zwischen den Latschen erneut mächtig warm. Ähnlich wie beim Abstieg vom Geigelstein, lässt man den Abstieg vom Breitenstein (welcher deutlich weniger steil und unangenehm zu gehen ist) schnell hinter sich und gelangt erneut auf einen Sattel. Von dort aus geht es wieder ein paar Höhenmeter hinauf zum letzten - und niedrigsten- Gipfel meiner Tour, dem Karkopf mit seinen 1507m. Die letzten Meter hinauf sind dicht an dicht mit Blaubeersträuchern bewachsen. Vom Gipfel aus breitet sich der Weiterweg vor einem aus, welcher mich an Karalm und Rudersburg vorbei zurück hinunter nach Ettenhausen führte.

Beim Abstieg boten sich noch wunderschöne Ausblicke auf den mehr und mehr zurücktretenden Kaiser und saftig grüne Almwiesen im Sonnenuntergang.

Kurz nach Passieren der der Rudersburg auf deren nördlicher Flanke verschluckt einen dann wieder der Wald. Auf einem schmalen Pfad verliert man hier schnell an Höhe, während man zu jeder Jahreszeit durch trockenes Laub raschelt. Je nach vorhandener Feuchtigkeit passiert man mehrere kleine Bäche, die zu Tal rauschen. Wenige Gehminuten unterhalb dieser Passage mündet der Pfad auf eine breite Forststraße, welche einen auf direktem Wege hinab zum Parkplatz führt.

Die Tour endete dort nach etwa 7,5 h, es war ein absoluter Hochgenuss!

Ich gebe zu, die Schilderungen der Tour habe ich am 21.05. übersprungen, da hier noch viel Arbeit (im Wesentlichen Aussortieren der Bilder für den Bereich der Buidlgalerie und deren Bearbeitung) anstanden.

Es musste jedoch aus den Fingern - der Rückbezug auf die einleitenden Worte - Musik.

Es passte heute einfach von vorn bis hinten alles zusammen. Nun wird man das möglicherweise nicht oder nur bedingt nachvollziehen können - das Urlaubende stellt für mich eine immer wiederkehrende emotionale Herausforderung dar, da ich regelmäßig das Gefühl habe das Paradies hinter mir zu lassen. Insofern ist die letzte Tour des Urlaubs immer etwas besonderes. Nun kam jedoch noch hinzu, dass auf Grund "schlechten" Wetters kaum größere Touren möglich waren. Nach all den Jahren, in denen es während der Urlaube im Frühling nur wenige Tage regnete, war dieses Frühjahr sogar für meinen Geschmack zu nass und zu kühl. Insofern war heute ein unglaublicher Tag. Bei diversen Ausblicken, besonders ab den späten Nachmittagsstunden, bekam ich ob der grandiosen Fernsicht, den satten Farben des frischen Grüns und der überwältigenden Größe der umgebenden Bergwelt oftmals eine Gänsehaut. Wie oft habe ich schon Bergtouren unter ähnlichen Bedingungen oder in noch weit größeren Höhen unternommen, doch an den Anblick und das Gefühl diese erhabene Natur erleben zu dürfen, werde ich mich nie gewöhnen. Verstärkt wurde genau dieses Gefühl durch den Soundtrack des genannten Filmes. An sich nichts besonderes, der Film plätscherte im Hintergrund daher, doch die Musik ließ mich dann doch nicht mehr los. Im Anschluss daran wurde passenderweise eine Dokumentation über den Filmkomponisten "Hans Zimmer" gezeigt. Die Vertonung von Charakterzügen und Gefühlen bzw. Emotionen  stellte er in mehreren Interviews in den Vordergrund - und spätestens als beispielhaft die von ihm komponierten Soundtracks zu den Filmen "König der Löwen"; "Der schmale Grat" oder "Batman" anliefen, trieb es mir erneut die Gänsehaut auf die Arme.

Unter diesem Eindruck geht ein (weiterer) Tag zu Ende, welchen ich niemals vergessen werde!

Vielen vielen Dank für die schöne Zeit und - falls tatsächlich jemand bis hier hin durchgehalten hat - für Deine Aufmerksamkeit!

Die Bilder aus der großen Kamera findet Ihr in der Buidlgalerie.

 

Erstellt: Chris - 21.05.2023

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