Da sitze ich hier fast ein ganzes Jahr später (kann denn das wahr sein... schon wieder so lange her?!) und denke mir - ich muss endlich mal diese drei wahnsinnig schönen und langen Wandertouren aufbereiten und veröffentlichen.
Nach strengem! Aussortieren bleiben immer noch unglaubliche 39 Bilder übrig, die ich eigentlich meine zeigen zu müssen, um die erste dieser drei Touren in Gänze beschreiben zu können.
Bei den Bildern handelt es sich ausschließlich um Handybilder. Sie können durch Anklicken vergrößert werden. Die gelungensten Bilder der DSLR findet Ihr wie immer in der Buidlgalerie.
Warum drei Touren?
In der ersten Woche meines jährlichen Herbsturlaubes in Reit im Winkl leistete mir meine gute Freundin Lea Gesellschaft. Glücklicherweise meinte es der Wettergott gut mit uns und bescherte uns in dieser Woche absolut phantastisches, stabiles spätherbstliches Hochdruckwetter.
leano1312
Da es am 24.10.2022 noch regnete (bzw. bis auf etwa 2200m herab schneite), planten wir in den folgenden 5 Tagen drei große Touren mit jeweils einem Ruhetag dazwischen. Alle Drei unternahm auch ich zum ersten Mal. Sie sollten uns auf über 2000, eine sogar auf über 3000m führen. Um es vorweg zu nehmen - unsere Planung ging perfekt auf, insofern sind diese Touren für mich miteinander verknüpft - eine schöner als die andere.
Nun aber zum eigentlichen Thema dieses Beitrages - die erste Tour am 25.10.2022 zum Geißstein auf 2363m.
Wir starteten früh morgens an einem kleinen Parkplatz in der Gemeinde Jochberg südlich von Kitzbühel auf etwa 950m Höhe. Auf Grund des nächtlichen Regens, der bis zu unserer Ankunft am Platz anhielt, war es ein recht nass-kalter Start in den Tag. Dies änderte sich auch während der ersten 2 - 3 Stunden kaum, da wir auf der Westflanke des Gamshag auf unser erstes Tagesziel zusteuerten und die Sonne erst kurz vor dem ersten Gipfel zu Gesicht bekamen.
Wir starteten zunächst gemächlich auf einer Fahrstraße. Diese mündete nach kurzer Zeit auf einen Wald- und Wiesenweg, welcher uns überwiegend steil an mehreren kleinen Bächen und zwei Almen (u.a. Wildalm) vorbei bergan führte.
Nachdem wir den Wald hinter uns gelassen hatten, bot sich uns ein erster Ausblick nach Westen über Jufenkamm und Rettenstein bis hinüber zu den schneebedeckten Gipfeln der Zillertaler Alpen.
Auf den letzten ca. 300 Höhenmetern wandelt sich der Weg zum schmalen Steig und führte uns über herbstliche Grashänge weiter aufwärts.
Am Sattel zwischen Schützkogel und Schottinger entschieden wir uns spontan dazu unplanmäßig ersteren Gipfel auch noch mitzunehmen - allein auf Grund der unverstellten Aussicht in Richtung Norden über Kitzbühel hinweg zum Kaisergebirge.
Richtung Osten zu hing die noch teils dichtere Bewölkung ausgangs der Nacht.
Die Gesamtumstände sorgten dann am ersten Gipfel des Tages (Schützkogel 2069m) für gute Laune. Da wir unsere "große Pause" jedoch erst kurz vor dem eigentlichen Tagesziel abhalten wollten, nahmen wir uns nur kurz Zeit für ein paar wenige Fotos und machten uns dann auf den Weg zur Gratwanderung. Unten rechts im Bild: Die nächsten zwei Etappenziele. Im Vordergrund der Schottinger (2072m), welcher in älteren Wanderkarten noch als "Kleiner Schütz" bezeichnet wird. Im Hintergrund zeigte sich schon der Gamshag.
Nach einem weiteren Sattel ging es erneut steil hinauf zum ersten "Hauptgipfel" unserer Tour. Am Gamshag (2178m) bot sich dann ein wunderschöner Blick in alle Himmelsrichtungen. Lediglich im Süden ballten sich Quellwolken zusammen und verstellten uns ein wenig den Blick in Richtung Hauptkamm.
Nun wurde die Wanderung doch noch zu der geplanten Hochtour. Der Weg über den Verbindungsgrat zwischen Gamshag und unserem nächsten Gipfel - dem Teufelssprung - verläuft nahezu eben und es war - trotz fehlenden Sonnenlichts - ein absoluter Hochgenuss dort entlang zu spazieren.
Blick nach Süd-West - Links im Hintergrund zeigte sich erstmals der Großvenediger zwischen den Quellwolken. Mittig im Hintergrund - die Zillertaler Alpen:
Nach gefühlt viel zu kurzer Zeit lag der Grat hinter uns und wir erreichten den unscheinbaren Gipfel des Teufelssprung (2174m):
Erneut ein Blick zurück über den Gratverlauf und den ersten Gipfel des Tages ganz links im Bild:
Hinterhalb des Teufelssprung gilt es eine breite Felsspalte zu überwinden. Da kraxelt man sogar ein ganz klein wenig. Die Stelle ist aber völlig problemlos zu überwinden:
In der Folge stiegen wir auf der Ostflanke des Teufelssprung ab und verloren dabei fast 200 Höhenmeter:
In der Folge verläuft der schmale Steig erneut relativ eben. Wir passierten zunächst den 5. Gipfel (der etwa 2030m hohe Mittagskogel) der Tour und pausierten im Anschluss mit perfekter Aussicht auf den Geißstein (links im Schatten) und den Großvenediger rechts im Bild.
Zwischenzeitlich lichtete sich die Bewölkung ein wenig, die Sonne brannte nahezu ununterbrochen auf uns nieder und der bis dato beständig aus Süd wehende Wind fand den Weg an dieser Stelle nicht bis zu uns. War es bis zu diesem Zeitpunkt durchgängig mindestens frisch, wurde es bei unserer Pause selbst im Shirt beinahe zu warm.
Die westlichen Abbrüche des Geißstein zeigten sich dermaßen abweisend, dass, ob des weiteren Verlauf des Steigs, doch etwas Nervosität aufkeimte.
Nach passieren der Schusterscharte und dem damit verbundenen kurzzeitigen Abstecher auf eine Höhe von knapp unter 2000m, querten wir den Gipfelaufbau im Norden. Der bis dahin sehr entspannt zu erwandernde Steig weist hier einen kleinen Abschnitt auf, an dem mindestens erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich ist. Mittels leichter Kraxelei ist jedoch auch diese Stelle problemlos zu passieren.
Auf der östlichen Flanke zeigt ich der Geißstein nicht ganz so abwesend, dennoch ist die Querung auf die Südflanke nicht angenehm zu gehen. Teile des Steiges sind sehr steil und mit feinem Geröll bedeckt. Auch hier gilt es mit offenen Augen durch die Weltgeschichte zu wandern - insbesondere, wenn man hier schon etliche Kilometer in den Beinen und dem Kopf hat. Es gehört zur Wahrheit dazu, dass ich auf diesem Abschnitt an die Grenze meiner körperlichen Leistungsfähigkeit geriet. Während Lea die Passage in gut 20 Minuten hinter sich brachte, benötigte ich mindestens doppelt so viel Zeit.
Auf der grasbewachsenen Südflanke verläuft der Steig wieder etwas flacher, bevor er nach nur wenigen Gehminuten auf dem Gipfelgrat des Geißsteins mündet. Hier oben pfiff der Wind dann ganz ordentlich, die Sonne war beständig durch Quellwolken direkt über dem Gipfel verdeckt.
Direkt am Gipfel hatte sich sogar noch ein klein wenig Schnee vom Vortag gehalten:
Unser Tagesziel war erreicht - der Gipfel des Geißstein (2363m):
Typisch für die Tageszeit nahm die Quellbewölkung zum Nachmittag weiter zu, was uns den freien Rundumblick am Gipfel verstellte. Nach einer kurzen Pause stiegen wir zügig in Richtung Sintersbachscharte ab. Auch wenn uns die Bewölkung manch Ausblick vermieste, bot sie doch beim Unterschreiten spannende Momente:
An der Sintersbachscharte (2023m):
Unterhalb der Sintersbachscharte mündet der Steig auf einer ausgedehnten Hochebene auf knapp über 1900m. Diese erstrahlte in der abendlichen Sonne in besonders kräftigen Farben.
Blick zum Talausgang. Im Hintergrund rechts die Gipfel Schützkogel und Teufelssprung. Ab hier verbreitert sich der Steig zu einer Fahrstraße, welche zügig bergab zum vorletzten Etappenziel führt:
Die Sintersbach Grundalm auf ca. 1680m:
Unterhalb der Sintersbach Grundalm bogen wir nach links vom Fahrweg ab. Hochwasser hatte hier Teile vom Weg weggerissen, weswegen der Zustieg kaum zu erkennen war.
Im dichten, moosbewachsenen Märchenwald ging es dann teils recht schlüpfrig bergab, bis uns der Wald am Sintersbacher Wasserfall auf etwa 1300m Höhe wieder ausspuckte:
Bis auf den "kleinen Abstecher" quasi eingangs der Wanderung zum Schützkogel, hielten wir uns exakt an die Planung. Dass wir jedoch über 10 Stunden unterwegs sein würden, war dann doch etwas überraschend und im Wesentlichen meiner eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit zuzuschreiben.
Trotzdem - was für eine Tour. Glücklicherweise fiel der zeitliche Mehraufwand nicht negativ ins Gewicht. Wir waren schließlich im Urlaub und so hatten wir den Tag perfekt ausgenutzt - im Dunkeln aus Reit im Winkl abgefahren, mit der untergehenden Sonne wieder zurück.
Erstellt: Chris 26.09.2023
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